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Psychologin und Psychotherapeutin in München finden – wie vorgehen?

Psychologin und Psychotherapeutin in München finden - hilfreiche Infos und Tipps für deine Suche

Du suchst professionelle Unterstützung?

Gerne beantworte ich häufige Fragen und gebe ich dir einen Überblick wie du bei der Therapieplatzsuche (in München) vorgehen kannst

Wenn du gerade eine Psychologin* bzw. eine Psychotherapeutin* in München finden willst, habe ich dir hier einige Tipps zusammengestellt, die dich bei deiner Suche hoffentlich unterstützen. Wir haben ein Mangel an Psychotherapie Plätzen. Das ist ein Fakt und in aller Munde. Zu spüren bekommt man es, wenn man tatsächlich dringend Unterstützung sucht und man sich die Finger wund telefonieren muss. Dabei bekommt man häufig entweder keine Antwort oder die Rückmeldung, lange warten zu müssen. Das kostet viel Energie und Nerven, gerade dann, wenn man die sowieso nicht hat.

*für eine bessere Lesbarkeit habe ich in diesem Artikel die weibliche Form im Singular und die männliche im Plural gewählt.

Inhalt:

1. Nach wem oder was genau soll ich überhaupt suchen?
2. Gibt es Spezialisierungen, auf die ich bei der Suche achten sollte?
3. Wie soll ich bei der Suche nach einer Psychotherapeutin bzw. Psychologin konkret vorgehen?
4. Soll ich telefonieren oder eine Mail schreiben?
5. Wie funktioniert das Kostenerstattungsverfahren?

1. Nach wem oder was genau soll ich überhaupt suchen?

Ich weiß- die Begrifflichkeiten sind ein Dschungel- deshalb ein ganz kurzer Überblick:
Eine Psychotherapeutin übt Psychotherapie aus. Die Berufsbezeichnung „Psychotherapeut“ darf nur von Psychologen und im Kinder- und Jugendbereich von Pädagogen geführt werden, die eine Berufszulassung auf Grundlage des Psychotherapeutengesetzes (eine Approbation) besitzen sowie von Ärzten mit entsprechender Zusatzausbildung. Das sind also Psychologen, Pädagogen oder Ärzte, die nach dem Studium eine mehrjährige Zusatzausbildung für Psychotherapie in einem bestimmten Therapieverfahren (s.u.) gemacht haben. Psychologische Psychotherapeuten verschreiben keine Medikamente.

Dies machen in der Regel die Psychiater. Psychiater vereinen häufig die Fachgebiete Neurologie und Psychiatrie. Sie führen in der Regel keine Psychotherapie mit wöchentlichen Gesprächen durch.

Wenn man staatlich approbierte Psychotherapeutin ist, heißt das noch nicht automatisch, dass die durchgeführte Psychotherapie von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen wird. Die Psychotherapeutin kann erst dann mit der gesetzlichen Krankenkasse abrechnen, wenn sie über einen sogenannten Kassensitz bzw. eine Kassenzulassung verfügt. Diese sind regional limitiert. Das ist auch das Problem, weshalb es zu wenig Therapieplätze gibt (es liegt nämlich nicht an einem Mangel von Psychotherapeuten).

Neben den Kassenzulassungen gibt es deshalb auch Psychotherapeuten, die in einer Privatpraxis praktizieren. Sie haben keine Kassenzulassung und können deshalb nur von den privaten Krankenkassen als Selbstzahlerleistung oder im Rahmen des Kostenerstattungsverfahren (s.u.) bezahlt werden.

Der Begriff „psychotherapeutische Behandlung“ ist nicht geschützt, weshalb Psychotherapie auch z.B. von Personen, die nach dem Heilpraktikergesetz ausgebildet sind, angeboten wird. Hier ist etwas Vorsicht geboten und die Qualifikation sollte genau geprüft werden (hat die Person evt. Psychologie oder Medizin o.ä. studiert? Wo und wie lange hat sie Erfahrung gesammelt? etc.). Meist wird diese Behandlung dann auch nicht von den Krankenkassen übernommen.

Wenn du mit einer herausfordernden Lebenssituation zu kämpfen hast, dich in deinem Selbstwert stärken möchtest oder mehr über dich herausfinden willst, gibt es auch die Möglichkeit, nach einer psychologischen Beratung zu suchen. Hierfür werden die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen, da keine Diagnose gestellt wird. Beratung ist vor allem dann geeignet, wenn es um ein eingrenzbares Problem geht und du kompetente Unterstützung suchst, um deinen Weg zu finden. Du bekommst meist schneller einen Termin. Auch hier gilt es die Anbieter genau zu checken. Lies hierzu auch meinen Artikel zum Unterschied zwischen Beratung und Psychotherapie oder auch meinen Artikel zu den Kosten von psychologischer Beratung.

Tipp 1: Suche also nach approbierten psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten mit oder ohne Kassensitz, je nachdem wie du versichert bist oder ob du bereit bist, selbst zu zahlen. Vielleicht ist auch eine psychologische Beratung für dich passend.

2. Gibt es Spezialisierungen, auf die ich bei der Suche nach einer Psychologin bzw. Psychotherapeutin achten sollte?

Es gibt inzwischen vier wissenschaftlich anerkannte Therapieverfahren, die von den Krankenkassen finanziert werden. Das sind

  • die Verhaltenstherapie
  • die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
  • die analytische Psychotherapie/ Psychoanalyse
  • die systemische Therapie (neuerdings)

Interessieren dich die genauen Unterschiede, kannst du dich z.B. hier weiter informieren. Jede approbierte Psychotherapeutin hat sich in einem oder auch zwei (z.B. Tiefenpsychologie & Psychoanalyse) Verfahren weitergebildet.

Früher waren die einzelnen Verfahren deutlich strikter getrennt als heutzutage d.h. auch wenn es einen klaren Schwerpunkt in der Weiterbildung gibt, arbeiten viele Therapeuten integrativ und nutzen Methoden aus unterschiedlichen Verfahren. Ich bin zum Beispiel in Verhaltenstherapie weitergebildet, nutze aber auch Methoden und Sichtweisen der Tiefenpsychologie. Versteife dich möglichst nicht zu sehr auf ein Verfahren, weil du eine bestimmte Vorstellung über die Methode entwickelt hast. Es gibt jedoch einige Störungsbilder, für die wissenschaftlich belegt ist, dass z.B. eine Exposition wie sie in der Verhaltenstherapie angewendet wird, die größten Effekte hat. Hierzu zählt die Zwangsstörung oder die spezifische Phobie (Angst vor Hunden o.ä.). Auch bei einer posttraumatischen Belastungsstörung sollte die Therapeutin eine spezifische Traumatherapie (z.B. EMDR, IRRT,…) anbieten können. Wenn du dir diesbezüglich unsicher bist, kannst du dich auch beraten lassen z.B. beim Psychotherapie Informationsdienst (PID). Den Kontakt findest du hier.

Prinzipiell sollte jede Psychotherapeutin jedes Störungsbild behandeln und ist auch diesbezüglich ausgebildet, nichtsdestotrotz bilden sich manchmal gewisse „Vorlieben“ aus und bei seltenen oder schweren Störungsbildern wird man ggf. weiter geschickt.

Ansonsten ist meine Empfehlung, dich von deinem Bauchgefühl leiten zu lassen, ob du dich bei der Psychotherapeutin als Mensch wohl fühlst. Zumal die therapeutische Beziehung, also die berühmte „Chemie“, über alle Therapieverfahren hinweg ein zentraler Wirkfaktor in der Psychotherapie ist.

Falls du in Bezug auf online basierte Psychotherapie offen bist (das ist dann in der Regel Verhaltenstherapie), gibt es inzwischen auch einige krankenkassenfinanzierte Möglichkeiten bzw. große Anbieter. Hier findet das Erstgespräch persönlich und die Folgetermine online per Video statt. Online Psychotherapie zeigt sich in wissenschaftlichen Studien gleichwertig zur persönlichen Therapie, was den Erfolg angeht, ist aber natürlich Geschmackssache. Ich persönlich bin ein Fan 😉

Verschließe dich nicht vor Gruppentherapie. Wenn eine Therapeutin dir nur für eine Gruppe, einen Platz anbieten kann, kann das auch eine super hilfreiche Alternative sein. Ich habe eine Weile in der Tagesklinik gearbeitet, die ausschließlich Gruppentherapie angeboten hat und weiß, dass der Austausch, die Erfahrungen der anderen und die Unterstützung, die man bekommt, sehr wertvoll sein können.

Tipp 2: Sei möglichst offen in Bezug auf das Therapieverfahren sowie das Setting (z.B. online, Gruppe) und achte besonders auf die zwischenmenschliche Passung.

3. Wie soll ich bei der Suche nach einer Psychotherapeutin bzw. Psychologin in München konkret vorgehen?

Google mit den Vorinfos erstmal in deinem Umkreis. Viele Psychotherapeuten sind bei google maps verzeichnet, aber nicht alle. Psychotherapeuten, die über einen Kassensitz verfügen, haben auch keine Internetseite, weil sie es schlicht und einfach nicht brauchen. Sie haben auch so ausreichend Zulauf. Deshalb schaue dich auch in deinem Umkreis bei einem Spaziergang um. Über ein Praxisschild muss jede zugelassene Psychotherapeutin verfügen. Bei der Internetsuche wirst du schnell auf Plattformen wie jameda, doctolib oder therapie.de stoßen, in die sich Psychotherapeuten eintragen lassen können.

Wenn du gesetzlich versichert bist (privat oder beihilfeberechtigte Patienten werden hier nicht aufgenommen), dann frage auch bei den Ausbildungsambulanzen für Psychotherapeuten in München nach. Wenn eine Psychologin die Weiterbildung zur Psychotherapeutin macht, dann geschieht das über ein Ausbildungsinstitut. Davon gibt es mehrere in München für die unterschiedlichen Therapieverfahren. Im Rahmen der Weiterbildung behandeln die Ausbildungkandidaten Patienten in den sogenannten Ausbildungsambulanzen. Das heißt du wirst hier von einer Psychotherapeutin in Weiterbildung therapiert. Die Behandlung ist aber deshalb nicht weniger hochwertig. Im Gegenteil – die Ausbildungskandidaten geben sich große Mühe und stehen parallel unter Supervision und besprechen ihre Fälle anonym mit sehr erfahrenen Psychotherapeuten. Ein weiterer Vorteil ist, das es hier oftmals viel schneller geht, einen Platz zu bekommen, da es viele Psychologen in Weiterbildung gibt und immer wieder neue Therapeuten dazu kommen.

Hier kannst du dir eine Liste der Institute in München bzw. Oberbayern herunterladen, aufgeteilt nach Therapieverfahren (ohne Gewähr auf aktuelle Vollständigkeit). Suche dann für den Kontakt auf der Homepage der Ausbildungsstätten entsprechend den Reiter für Patienten bzw. die Ambulanz.

Wende dich an Vermittlungsstellen oder andere mögliche Helfer bei deiner Suche. Es kann dich z.B. deine Krankenkasse unterstützen (sie hat eine Adressliste der Vertragsbehandler, also mit Kassensitz). Die Psychotherapeutenkammer Bayern bietet auf ihrer Homepage eine Umkreis Suchfunktion an. Den Link findest du hier.
Auch die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung hilft freie Termine in der Umgebung zu finden. Hier der Link.
Frage auch bei deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin nach. Er oder sie sollte sowieso ein erster Ansprechpartner sein und dir eine diagnostische Abschätzung geben. Manchmal können Hausärzte nochmal eine konkrete Empfehlung abgeben oder haben Kontakte zu niedergelassenen Therapeuten.

Fertige dir auf diese Weise eine Liste von ca. 10 bis 15 Psychotherapeuten/Kontakten an und notiere dir die Zeiten ihrer Telefonsprechstunde bzw. Erreichbarkeit. Es gibt für Psychotherapeuten mit Kassensitz die Vorgabe, dass sie zu einer angegebenen Zeit in der Woche telefonisch erreichbar sein müssen. Außerhalb dieser Zeit ist es schwer, Therapeuten zu erreichen, da es in der Regel keine Sprechstundenhilfen in den Praxen gibt.

Tipp 3: Nutze die google Umkreissuche, achte auf Praxisschilder, wende dich an Ausbildungsambulanzen und nutze Vermittlungsstellen sowie Suchfunktionen und Helfer. Führe in jedem Fall eine Liste.

4. Soll ich telefonieren oder eine Mail schreiben?

Ich würde dir empfehlen, immer direkt anzurufen. Nutze am besten die Telefonsprechzeiten (s.o.) oder spreche dein Anliegen kurz auf Band. Eine Mail geht schnell mal unter. Lass dich nicht frustrieren, wenn du keine Antwort erhältst und probiere es im Zweifel nochmal. Notiere auf jeden Fall auf deiner Liste, ob du eine Antwort bekommen hast oder nicht und wenn ja wie diese ausfiel (Absage, Wartezeit oder erster Sprechstunden Termin). Diese Liste brauchst du, wenn du nicht fündig wirst und dir die Kosten für eine Psychotherapeutin in Privatpraxis erstatten lassen möchtest (s.u.).

Die Suche kann anstrengend und kräftezehrend sein. Gerade wenn es erstmal viele Absagen hagelt. Ich kann dich aber nur ermuntern am Ball zu bleiben und die Möglichkeiten auszuschöpfen, die ich dir genannt habe. Hole dir auch Unterstützer ins Boot. Viele Angehörigen/Freunde fühlen sich hilflos, weil es dir schlecht geht und sind froh, wenn du ihnen sagst, wie sie dir konkret helfen können (z.B. gemeinsam googlen, Namen/Kontakte rausschreiben, eine Liste führen, mit Krankenkasse telefonieren o.ä.).

Tipp 4: Rufe am besten an, bleib am Ball, führe eine Liste über die Antworten und hole dir konkrete Unterstützung aus deinem Umfeld.

5. Wie funktioniert das Kostenerstattungsverfahren?

Falls erst nach einer mehrmonatigen Wartezeit ein Therapieplatz frei wäre, können Patienten von der Krankenkasse verlangen, dass – über das sogenannte Kostenerstattungsverfahren – die Behandlung durch eine approbierte Psychotherapeutin bezahlt wird, die eine Privatpraxis hat. In diesem Fall musst du vor Beginn der Behandlung einen (formloser) Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen. Die Therapie darf erst beginnen, wenn die Kasse dem Antrag zugestimmt hat. Dann läuft das meist so ab wie es bei der PKV auch wäre: du begleichst die Rechnung zunächst selbst und reichst sie dann bei deiner Krankenkasse ein. Deshalb ist die vorherige Klärung auch so wichtig. Voraussetzung hierfür ist, dass du deine erfolglose Suche belegen kannst. Deshalb die Empfehlung von Anfang an, eine Liste zu führen. Diese im Nachhinein zu erstellen, kann nämlich ganz schön mühsam sein. In diesem Flyer der deutschen Psychotherapeutenvereinigung kannst du dich genauer über die Bedingungen informieren und dann liegt es leider noch sehr im Ermessen der einzelnen Krankenkasse, ob die Kostenerstattung bewilligt wird.

Tipp 5: Versuche bei erfolgloser Suche nach einer kassenzugelassenen Therapeutin das Kostenerstattungsverfahren der gesetzlichen KV zu nutzen.

Die Suche ist anstrengend und mühsam, aber oft geht es dann doch ganz schnell und man bekommt zum richtigen Zeitpunkt die richtige Person ans Telefon.

Es ist nicht unmöglich!

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Wenn du eine erste professionelle Einschätzung möchtest, die Wartezeit überbrücken willst oder dich mein Angebot für psychologische Beratung interessiert, dann kontaktiere mich!

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