Der Unterschied zwischen psychologischer Beratung und Psychotherapie
Die Bezeichnungen wirken manchmal verwirrend
Gerne erkläre ich dir den Unterschied
Da ich als Diplom-Psychologin und approbierte psychologische Psychotherapeutin „nur“ psychologische Beratung anbiete, werde ich oft gefragt, worin eigentlich der Unterschied zwischen Beratung und Psychotherapie besteht. Die Begrifflichkeiten sind ja zunächst auch verwirrend, wenn man zum ersten Mal auf der Suche nach Unterstützung ist. Mit diesem Artikel möchte ich dir helfen, die Unterschiede zu verstehen, damit du gegebenenfalls für dich feststellen kannst, was das Passende für dich ist.
1. Was sind Anlässe für Beratung bzw. Psychotherapie
Der größte Unterschied liegt erstmal darin, dass psychologische Beratung im Gegensatz zu Psychotherapie keine Heilbehandlung ist, d.h. wenn Symptome mit einem sogenannten Krankheitswert vorliegen (z.B. eine Depression) dann werden diese im Rahmen einer Psychotherapie behandelt. Da dann eine Diagnose gestellt wird, kann auch die Krankenkasse die Kosten übernehmen.
In der psychologischen Beratung hingegen wird ein spezifisches Lebensproblem eines psychisch gesunden Menschen (z.B. Umgang mit der Trauer um eine verstorbene Person) angegangen – ein Problem, das aufgrund schwieriger Lebensumstände auftritt. Es geht also in der Beratung nicht um die Behandlung einer psychischen Erkrankung. Es wird keine Diagnose gestellt und es erfährt dadurch auch niemand, dass du die Beratung aufsuchst. Das Abschließen von Versicherungen (z.B. BU Versicherung) oder Verbeamtungsverfahren werden nicht beeinflusst.
Viele Menschen kommen jedoch in Psychotherapie, die ein Lebensproblem UND eine psychische Erkrankung haben. Lese hierzu auch den Artikel zu „Trauer oder Depression“.
Die psychologische Beratung kann hier früher ansetzen und der Prävention dienen, d.h. sie findet idealerweise statt bevor eine Erkrankung auftritt oder anders gesagt: psychologische Beratung kann einer Erkrankung vorbeugen.
Manchmal kann Beratung auch eine Brücke sein, bis ein Psychotherapieplatz gefunden ist. Hier sollte jedoch von Anfang an klar sein, dass es das Ziel ist, einen Psychotherapieplatz zu finden.
Da die Beratung also keine Behandlung ist, werden die Kosten auch nicht von der Krankenkasse übernommen. Dieser Unterschied wurde durch das Psychotherapeuten-Gesetz 1999 auch ganz offiziell festgelegt. Beratung wird durch öffentliche Gelder bzw. bestimmte Träger finanziert (z.B. Beratungsstellen der Caritas). In einigen Unternehmen gibt es auch eine durch den Arbeitgeber finanzierte psychosoziale Beratung. Ansonsten ist Beratung eine Selbstzahlerleistung. Hier findest du einen Artikel zum Thema „Kosten psychologische Beratung“.
2. Wer darf psychologische Beratung bzw. Psychotherapie anbieten?
Psychotherapie ist kein geschützter Begriff, d.h. der Begriff darf zum Beispiel auch von Heilpraktikern verwendet werden. Die Kosten werden dann aber in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Bezahlt wird Psychotherapie, wenn Sie von approbierten Psychotherapeuten durchgeführt wird, die über einen Kassensitz verfügen (oder durch die privaten Krankenkassen in Privatpraxen). Der Begriff Psychotherapeut*in ist im Gegensatz zu Psychotherapie geschützt. Psychotherapeut*innen sind auf ein anerkanntes Verfahren spezialisiert (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, analytische Psychotherapie und systemische Therapie).
Bei der psychologischen Beratung durch Einzelpersonen ist es leider schwieriger hinsichtlich der Kompetenz bzw. Ausbildung der Anbietenden zu unterscheiden. Im Grunde kann psychologische Beratung (oft auch Coaching o.ä. genannt) nämlich jede Person anbieten, die glaubt, es zu können – unabhängig von Ausbildung, Studium etc. Es macht also Sinn genau hinzusehen, welche Ausbildung und Vorerfahrung die beratende Person hat und gegeben falls danach zu fragen.
Erfahre hier, warum ich mich entschieden habe, Beratung anstatt Psychotherapie anzubieten.
3. Wie unterscheidet sich Beratung und Psychotherapie inhaltlich und in den Methoden?
In meinen Beratungen nutze ich Ansätze und Methoden aus der Psychotherapie, denn auch in der Psychotherapie geht es immer wieder um die Lösung von bestimmten Lebensproblemen. Jedoch fällt die Symptom-Therapie weg.
Wenn ich also als Psychotherapeutin z.B. eine Patientin oder einen Patienten mit Angststörung vor mir habe, behandle ich zunächst die Angst und deren Symptome – in meinem Fall mit verhaltenstherapeutischen Methoden.
Dies findet in der Beratung nicht statt. Wir konzentrieren uns hier sehr auf bestimmte Ziele. Ich starte auch nicht mit einer ausführlichen Abfrage der Biographie wie in der Psychotherapie, da Beratung nicht so „umfassend“ ist.
Die Beratung ist also „fokussierter“. Das zeigt sich auch in der Frequenz und Länge. Verhaltenstherapeutische Psychotherapie findet in der Regel einmal die Woche über einen längeren Zeitraum statt. Beratung ist kürzer und in der Frequenz flexibel. Du kannst außerdem den Kanal (persönlich, online oder telefonisch) frei wählen. Dies geht in der Psychotherapie nicht bzw. nur bedingt. Die Wartezeiten sind in der Regel kürzer, wenn du psychologische Beratung in Anspruch nehmen willst (bei mir aktuell max. drei Wochen).
Um dich auf deinem Weg in der psychologischen Beratung zu unterstützen, nutze ich einen Werkzeugkoffer an Methoden, die ich mir im Laufe meines Studiums und vor allem in der Weiterbildung zur Psychotherapeutin angeeignet habe. Willst du mehr über meine Arbeitsweise erfahren?
4. Zusammenfassung
Psychologische Beratung
– Umgang mit einem spezifischen Lebensproblem/ keine Symptomtherapie
– kann der Prävention psychischer Erkrankungen dienen
– kann kurzfristig stabilisieren und den Übergang in Psychotherapie begleiten
– Finanzierung durch Selbstzahler, öffentliche Gelder/Träger oder Arbeitgeber
– keine Regelung in Bezug auf die Kompetenzen/Ausbildung des Anbieters
– kürzere Verläufe
– flexibler
– geringere Wartezeit
– Anonymität (keine Diagnosestellung und Mitteilung an Kassen o.ä.)
Psychotherapie
– Heilbehandlung (Leiden durch eine psychische Erkrankung soll min. gelindert oder beendet werden) mit spezifischer Symptomtherapie
– Voraussetzung: Stellen einer Diagnose
– Finanzierung durch Krankenkasse (auf Wunsch auch Selbstzahler)
– durchgeführt durch psychologische oder ärztliche Psychotherapeut*innen, die auf ein anerkanntes Verfahren spezialisiert sind
– in der Regel länger
Hast du noch mehr Fragen zur Abgrenzung? Ich freue mich über deinen Kommentar!
Ich hoffe, ein bisschen Licht ins Dunkle gebracht zu haben. Solltest du dir weiterhin unsicher sein, kontaktiere mich gerne! Meine Expertise als Psychotherapeutin wird helfen, das Richtige für dich zu finden.
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